Mit der Natur leben


1992 entwickelte eine Gruppe um den Kunstpädagogen Gilbert Waligora, zu der auch ich gehörte, die Idee, Kindersommerlager des FÖN e.V. ins Leben zu rufen.

Angetreten waren wir mit dem Anliegen, mit Kindern die Natur bewusster wahrzunehmen. Wir wollten ihnen kein schulbuchmäßiges Wissen vermitteln. Vielmehr lag uns daran, gemeinsam mit den Kindern eine persönliche Beziehung zur Natur aufzubauen. So versuchten wir während der Ferienaufenthalte in der Landschaft "lesen zu lernen", das heißt, das Wirken des Menschen in der Natur zu erkunden und zu hinterfragen. Die Kinder gingen zum Beispiel der Geschichte Greiffenbergs nach, unserem Domizil seit 1994. Sie stellten sich vor, wie die Landschaft aussah, als die Burg noch bewohnt wurde. Andere Gruppen wiederum näherten sich der Natur malend an und versuchten, die Prozesse in der Natur nachzuempfinden und dies in Farben und Formen umzusetzen. Jede Gruppe fand so einen eigenen Zugang zur Natur.

Sehr am Herzen lag uns eine bewusste Ernährung. So nutzten wir den Garten der Greiffenberger Schule, um im Frühjahr mit den Kindern und Eltern Beete anzulegen. Während der Ferienaufenthalte konnten wir dann das ernten, was wir selbst gesät und gepflanzt hatten.

In unseren Sommerlagern ging es nicht darum, möglichst viele Kinder zu „beschäftigen“, sondern mit einem kleineren Kreis von 20 bis 25 Kindern intensiver zusammenzuleben. Gruppen gaben wir nicht vor, sie fanden sich von selbst. Auf einer Wanderung zu Beginn erhielten die Kinder Gelegenheit, sich untereinander kennenzulernen und dabei Ideen auszutauschen. So bildeten sich die einzelnen Gruppen, je nach Sympathie und gemeinsamen Vorhaben. Wir Betreuer ließen bei dieser Wanderung Themen anklingen, die die Kinder aufgreifen und weiterentwickeln konnten. Den Kindern war es später möglich, ihre thematische Arbeit auf Ausstellungstafeln festzuhalten. Diese Tafeln wurden im Anschluss im „Haus am Stadtsee“ in Eberswalde, dem damaligen Sitz der Biosphärenreservatsleitung, gezeigt.

Nicht zufällig hatten wir uns mit Greiffenberg und Petznick (unserer Unterkunft ab 1998) für Kleinstädte im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin entschieden. In diesem Gebiet wird beispielhaft versucht, die Interessen des Menschen mit den Interessen der Natur in Einklang zu bringen. Wir verfolgten diese Entwicklung gemeinsam mit den Kindern. Die meisten von ihnen stammten aus der Region. So hofften wir, dass sich in ihnen durch eine intensivere Auseinandersetzung mit dieser Landschaft ein Gefühl der Verbundenheit, vielleicht auch der Verantwortung entwickeln konnte.


Karin Däbritz