Sieben Filmcamps – Sieben Hauptgewinne


Von 2014 bis 2020 durfte ich das Filmcamp im Rahmen des FÖN-Projekts „Jugendvision“ in den Herbstferien begleiten. Jeweils ein gutes Dutzend Kinder und Jugendliche war dabei, und jedes Jahr aufs Neue entstanden Kurzfilme, die überraschten und unsere Erwartungen übertrafen. Einige wurden sogar im Wittstocker Kino „Astoria“ gezeigt oder sind auf dem YouTube-Kanal des Landkreises Ostprignitz Ruppin zu sehen.

Unsere Teilnehmer waren immer mit Begeisterung beim Entwerfen von Ideen, Basteln von Kulissen, Filmen, Vertonen und Schneiden ihrer Filme. Doch mindestens ebenso wichtig waren unsere Begegnungen mit der Natur rings ums Camp. Im ersten Jahr in der Waldarbeitsschule Kunsterspring konnten wir den angrenzenden Tierpark und seine Bewohner beobachten und als Darsteller nutzen. Nie vergesse ich die Gänsehaut beim nächtlichen Besuch mit Tierparkdirektor Peter Mancke und das Geheul seines Wolfsrudels!
Bei den Wanderungen und Spielen im Wald mit der Försterin und Waldpädagogin Annette Meckel lernten wir Anschleichen, Verstecken, Nester bauen, Spuren lesen und Pilze erkennen. Die essbaren kamen dann abends in die Pfanne. In den folgenden Jahren wohnten wir im Schullandheim Schweinrich bei Wittstock, dessen Leiter Heiko Flörke uns immer nach Kräften unterstützte und jeden Extrawunsch zu erfüllen suchte.

Wir lernten von Vogelkundlern, Wolfsexperten und Förstern viel über ihre Arbeit und die Natur. Das alles hat meine Kollegin Uta Greschner alljährlich monatelang perfekt organisiert, damit unsere Filmwoche immer reibungslos ablief. Und trotzdem blieb noch Zeit für abendliche Spiele, ein Lagerfeuer oder interessante Tierfilme aus aller Welt.
Aber natürlich standen unsere eigenen Themen im Mittelpunkt. In einem Jahr ging es um zuwandernde Arten, die sich ihren Platz in Brandenburg suchen, wie den Waschbär. In einem anderen Jahr um die Rückkehr des Wolfes. Dann stand der Wiedehopf im Zentrum der Aufmerksamkeit. Als wir uns mit der Wittstocker Heide beschäftigten, trafen wir Bürger, die in jahrelangem Kampf dafür gesorgt hatten, dass aus dem „Bombodrom“ eine freie Heide für Natur und Menschen werden konnte. Diese tolle Landschaft durchwanderten wir in der vollen Blüte des Heidekrautes und trafen dabei seltene Arten wie die rote Knopfspinne.

Von einer Kräuterfrau erfuhren wir, welche Wildpflanzen in Wald und Wiese heilen helfen und stellten sie im Film vor. In den Folgejahren drehten die nun schon erfahrener gewordenen Schüler Filme über ihre Zukunftsträume und den Kampf gegen die Klimaerwärmung.
Emma Kiehm, eine Teilnehmerin aus Neuruppin, engagiert sich sehr für Fridays for future und gehört zur Schülerjury der Ökofilmtour 2021. Es war eine Freude zu beobachten, wie viel selbständiger die jungen Filmemacher mit den Jahren wurden. Die meisten kamen immer wieder ins Camp. Und sie fanden immer eigene Ausdrucksformen, ihr Thema umzusetzen. Das ging vom Stop-Motion-Trickfilm über gezeichnete Wiedehöpfe. Andere drehten eine Quizshow oder einen märchenhaften Spielfilm über die Suche nach dem Sinn des Lebens. Dann gab es die Reportage oder das Tagebuch aus der Zukunft, verfilmte Träume und Interviews mit einer Vogelfotografin.

Susanne Harmsen