Die Vereinsgründung


Vom Mauerfall am 9. November 1989 über die Volkskammerwahlen am 18. März 1990, die Währungsreform am 1. Juli 1990 bis zur deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 hatten sich Rundfunk und Fernsehen der DDR gewaltig gewandelt. Für einen kleinen Moment gab es staatsfernen, kritischen, ostdeutschen Journalismus. Einen, der die Wendebrüche offen und ehrlich begleitete. Mit großem Echo dankten das auch die Zuschauer unserer OZON-Umweltsendungen.

Doch nach dem Einigungsvertrag sollte nun bei Rundfunk, Fernsehen und Studiotechnik der DDR am Silvesterabend 1991 das Licht ausgehen, alles wie im Westen Ländersache werden.

Die meisten der Beschäftigten verloren ihren Beruf, ihr Einkommen und häufig den Sinn ihres Lebens. Viele sahen sich ungerecht behandelt, klagten gegen die Kündigung, für mehr Abfindung. Künstlerinnen und Künstler kämpften um ihre Urheberrechte. Aber auch Themen und Inhalte erloschen.

Bedrückend war deshalb die Frage, wo sollten in Zukunft die Helden unserer Sendereihe OZON noch ein regelmäßiges Medienfenster haben? Die Umweltschützer der DDR, sechzigtausend Spezialisten und Naturfreunde, hatten in der Gesellschaft für Natur und Umwelt des Kulturbundes in vielen Fachgruppen hervorragende Arbeit geleistet. Sie erstritten noch vor der Wiedervereinigung ein in Europa einmaliges Nationalparkprogramm. Kirchliche Umweltgruppen, kritische Bürgerrechter und Künstler waren dagegen behindert und verfolgt worden. Wie der Schriftsteller Reimar Gilsenbach, der seit 1982 in seinem Garten am Rand der Schorfheide die „Brodowiner Gespräche“ organisierte, und schon 1958 mit dem Journalisten Harro Hess aus der Märkischen Schweiz einen „Naturschutzpark“ machen wollte. Nirgendwo stand geschrieben, dass ihre Arbeit in den neuen lokal orientierten Länderanstalten weiter gewürdigt werden sollte.

Ratlos, das Ende von OZON vor Augen, war ich inzwischen mit meiner Familie nach Buckow gezogen, ins Haus der Schwiegermutter. An Ort und Stelle wenigstens Neues schaffen, statt zu verzagen. Auch eine alte Idee erwachte wieder, nun als Teil des Nationalparkprogramms. Schon 1990 gründeten wir den Verein Naturpark Märkische Schweiz e.V. Mir und Ernst-Alfred Müller, der in Buckow Freunde hatte, erschien der Ort würdig für eine weitere Gründung. Hatten doch Weigel und Brecht da gelebt, die Försterin Anneliese Schulze jahrzehntelang ein Naturparadies für Besucher bewahrt, der Tierfilmer und Restaurantbesitzer Karl Behrend Bücher geschrieben über längst bestehende tschechische und polnische Nationalparks.

Anfang Mai 1991 beschlossen wir im einstigen Ferienheim der Jungen Welt am Schermützelsee, heute Hotel „Johst am See“, FÖN zu gründen, den „Förderverein für Öffentlichkeitsarbeit im Natur- und Umweltschutz“. Am 15. Mai 1991 unterschrieben wird das Protokoll in Berlin. Denn da gab es im Amtsgericht Charlottenburg etwas, das die DDR nicht hatte, ein „Vereinsregister“.


Hartmut Sommerschuh