Ohne „Punk“ keine Ökofilmtour im Kino „Astoria“


Punker haben unser Lichtspielhaus schon öfter besucht. Der buntschillernde Symbolvogel der Kyritz Ruppiner Heide, der Wiedehopf, kam noch nicht hereingeflogen. Manfred Eckenfellner, ein Vogelschützer aus Niederösterreich, gab dem Hopf 2012 in einer ORF Dokumentation diesen Spitznamen. Der Wiedehopf kann seine prachtvolle Federhaube aufstellen, um zu imponieren oder Feinde zu vergrämen. Soweit die Erklärung zum „Punk“. Im Herbst 2018 las ich zufällig einen Artikel in der MAZ über ein FÖN-Feriencamp. Dort wurde berichtet, dass 10-16 Jährige Brandenburger die Rückkehr des Wiedehopfes in Reportagen, Trick- und sogar Spielfilmen mit und über den imposanten Vogel gestalteten. Einige dieser Schülerfilme findet man noch immer im Internet auf der Website der Ruppiner Heide.

Auch wir zeigten sie im Dezember 2018 auf der großen Leinwand. Über die Organisatorin des Film-Camps, Uta Greschner, fanden wir schließlich den Weg zum Potsdamer Filmfestival.
Unser Kino, ein Familienbetrieb, zählte in den Jahren vor Corona ca. 22 000 Besucher im Jahr. Für die dünnbesiedelte Ostprignitz ist das schon nicht ohne. Dafür nehmen wir neben den Blockbustern spezielle Filmreihen in unser Programm z.B. „Natur & Mensch“, „Kino für Kenner“, „Kunst im Kino“ mit Live-Kabarett oder das „Spatzenkino für unsere jüngsten Zuschauer“. Für diese Initiativen wurden wir vom Medienboard-Berlin-Brandenburg und vom Bundesministerium für Kultur mehrfach ausgezeichnet.

Vor zwei Jahren im Herbst spielten wir im „Astoria“ zum ersten Mal zwei Wettbewerbsfilme der 14. Ökofilmtour. „Überraschungseier - Neues von Kuckuck & Co.“ und „Plastik überall -Geschichte vom Müll“ kamen bei unseren Besuchern sehr gut an, auch weil sie Bezug zur Region hatten. Elena Tayenthal berichtete nach dem Müll-Film z.B. darüber, wie und warum sie sich gerade mit ihrem „Tante Emma Unverpackt Laden“ in Neuruppin selbstständig gemacht hatte. Doch was sehr verheißungsvoll begann, endete jäh ein viertel Jahr später mit dem ersten Corona Lockdown. Umso erfreuter waren wir, als wir Anfang November mit zwei preisgekrönten Filmen der 16. Ökofilmtour wieder Leute in unser Kino holen konnten. Mit dem Absolventenfilm der Filmakademie Baden-Württemberg „Masel Tov Cocktail“ gelang eine freche und provozierende Geschichte über Jüdischsein und Antisemitismus heute, die bei 60 Gymnasiasten aus Wittstock für reichlich Diskussionsstoff sorgte. Antworten auf ihre Fragen erhielten sie von zwei jüdischen Studentinnen aus Berlin. „Rentiere auf dünnem Eis“, eine ARTE- Produktion von Altayfilm aus Grünheide, machte die Erwärmung in der russischen Arktis mit dramatischen Aufnahmen sichtbar. Sie schildert die schlimmen Folgen des tauenden Permafrostes für die Nomaden und ihre Rentierherden in Sibirien, dabei werden Jahrtausende alte Viren und Bakterien freigelegt. Ein Film über die Auflösung von Ökosystemen im fernen Osten. Diese beiden Produktionen haben uns Kinobetreiber angeregt, solche Filme öfter ins Kino zu holen, um wichtige Aufklärungsarbeit zu leisten. Natürlich sollen auch Tierfilme weiterhin einen festen Platz in unserem Lichtspieltheater haben. Möglicherweise können wir schon bald die Fortsetzung des Wiedehopf-Filmes aus dem Jahre 2012 in unserem Kino zeigen.

In „Die große Reise“ begibt sich Manfred Eckenfellner mit dem Ultraleichtflugzeug vom Wagram in Niederösterreich ins Winterquartier „seiner“ Wiedehopfe nach Afrika. Der Trailer, der bereits für jedermann zugänglich ist, verspricht aufregende Abenteuer. In Deutschland wurde der Wiedehopf Ende November bei NABU-Umfragen zum „Vogel des Jahres 2022“ gekürt.

Von Viola Terzjska
Geschäftsführerin im Kino „Astoria“